Drum prüfe, wer sich bindet!
Wer unsere Jobguide-Bücher kennt, weiß, dass wir bei Arbeitgebern, die wir porträtieren, auch immer alles Wesentliche über die Eigentumsverhältnisse eines Unternehmens zusammenfassen: Ob es von Eigentümern oder Fremdmanagern geführt wird, ob es börsennotiert ist oder nicht, wie viel Prozent der Anteile in Streubesitz sind, wer die Muttergesellschaft ist und ob ein strategischer Investor oder Finanzinvestor engagiert ist - solche Informationen mögen manchem Jobsuchenden vielleicht erstmal nicht sonderlich spannend erscheinen. Doch wie relevant sie für die eigene Karriere sein können, zeigt sich bisweilen erst in der Krise. Ein Unternehmen etwa, das komplett in Familienhand ist, kann zwar in Schieflage geraten, aber nie von Wettbewerbern feindlich übernommen werden. Und ein Unternehmen, das börsennotiert ist, folgt immer dem Takt der Quartalsberichterstattung - und zwar nicht nur dessen Top-Management, sondern alle Mitarbeiter, die für irgendwelche Ergebnisse gerade stehen müssen. Dann kann es spannend sein zu wissen, welche Ziele ein Großaktionär verfolgt. Und wenn es an der Börse schlecht läuft, dann zieht sich der Stress sehr schnell durch eine ganze Organisation.
Vorsicht ist sicher geboten, wenn ein Unternehmen mehrheitlich Finanzinvestoren gehört. Wer hier anheuert, muss sich im Klaren sein, dass Wagniskapitalgeber immer nur wenige Jahre engagiert bleiben, um dann durch einen Weiterverkauf des Unternehmens - als Ganzes oder in Teilen - oder einen Börsengang großes Geld zu machen. Bis dahin geben solche Investoren Geld, das sie sich selbst geliehen haben und wollen es saftig verzinst haben, denn sonst geht ihre Rechnung nicht auf. Deshalb nehmen sie auch wenig Rücksicht in schwierigen Zeiten, bei denen man manchmal mit bescheidenen Renditen überwintern muss. Ihre eigene Rendite ziehen sie ganz wesentlich aus Management-Gebühren, die ihr Anlageobjekt an sie in jedem Fall zu zahlen hat, unabhängig von dessen Gewinn. Nicht umsonst gehen derzeit eine Menge Unternehmen in die Insolvenz, bei denen Finanzinvestoren das Sagen haben.